Was ist Furnier & wofür wird es verwendet?

Furnier Hölzer
Foto: sorokopud / depositphotos.com

Eine bekannte Bezeichnung für das Holzfurnier ist auch „Filetstück der Bäume“. Durch diese Bezeichnung wird bereits deutlich, dass es sich bei dem Furnier um das wertvollste Stück des Stamms handelt. In früheren Zeiten waren die dünnen und sorgsam ausgewählten Blätter des Holzes das beliebteste Material für Oberflächen von Türen und Möbeln aus Holz. Heutzutage muss das Furnier aus Echtholz allerdings immer öfter günstigen Furnier-Imitaten weichen.

Das Ziel der Verwendung von Furnier ist es, Holzwerkstoffe oder Holz, welches nicht sehr wertvoll ist, in seiner Optik aufzuwerten. Dafür werden hochwertige Holzblätter in einer dünnen Schicht auf die jeweiligen Oberflächen aufgebracht und verklebt. Diese Technik der Veredelung hat bereits eine sehr lange Tradition, sogar im Alten Ägypten wurde sich diesem Prozess schon bedient. Besonders seit dem späten Mittelalter wurde das Furnier auch in Europa äußerst beliebt.

Der Siegeszug des Holzfurniers

Zu den damaligen Zeiten war es allerdings noch sehr aufwendig, die wettvollen Holzstücke aus den Baumstämmen zu gewinnen. Alles wurde in aufwändiger Handarbeit hergestellt, sodass Furniermöbel eher den gut betuchten Gesellschaften vorbehalten waren. Im 19. Jahrhundert ändert sich dies durch die industrielle Revolution. Seitdem die Verarbeitung der Holzblätter durch moderne Maschinen durchgeführt werden konnte, konnten sich immer mehr Menschen Leisten, ihre Einrichtungen und Gegenstände mit einer Beschichtung aus Furnier zu versehen.

Besonders nach Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte der Furnier-Trend in Deutschland einen großen Aufschwung. Das damalige Luxus-Material konnten sich jetzt immer mehr Menschen leisten. Dadurch wurde Holzfurnier nahezu für alle Oberflächen genutzt. Es fand sich auf Wandverkleidungen, Türen und Möbeln. Die Herstellung von Türen und Möbeln aus Vollholz wurde zur gleichen Zeit immer seltener. Der Kern der Einrichtungsgegenstände wurde durch die Verwendung von günstigeren Holzwerkstoffen, wie zum Beispiel Spanplatten, immer günstiger, weshalb sich die Oberflächen aus Holzfurnier auch die weniger gut betuchten Schichten der Bevölkerung leisten konnten.

Wie wird Furnier hergestellt?

Bis heute handelt es sich bei Echtholz-Furnier um ein sehr hochwertiges Material, auch wenn die Prozesse der Herstellung vielen Rationalisierungen unterzogen wurden. Hauptsächlich werden für die Gewinnung von Furnier Nussbaum, Esche, Eiche, Buche und Ahorn genutzt. Allerdings sind nicht alle Exemplare der genannten Bäume dazu geeignet, als Furnier-Spender zu dienen. Es ist noch immer sehr aufwändig, die passende Optik der Holzstruktur und der Farbe aus den Stämmen der Bäume für das Furnier auszusuchen. Bei jedem Furnierblatt handelt es sich um ein natürliches Produkt, welches absolut einzigartig ist und in seiner Optik damit individuell.

Wenn erst einmal der passende Baumstamm gefunden ist, werden die Blätter des Holzes durch Schälen, Messerschnitt oder Sägen von dem Baumstamm getrennt. Die Furniere sind normalerweise zwischen 0,3 und 6 Millimeter breit. Bevor sie auf die benötigte Größe zugeschnitten werden, müssen sie eine Phase der Trocknung durchlaufen. Danach wird das hochwertige Holz zur Veredelung der jeweiligen Oberfläche auf den Holzwerkstoffen angebracht und verklebt.

In früheren Zeiten wurden die Furniere besonders gerne für Decken- und Wandpanele, sowie für Innentüren und Möbel aus fertigem Holz genutzt. Seit Jahren nimmt der Einsatz in diesem Bereichen allerdings schon stark ab. Der Grund dafür ist zum einen, dass in den letzten Jahren die Oberflächen aus Holz im Innenbereich schlichtweg nicht mehr so stark gefragt waren. Zum anderen entwickelte sich der Trend in der Furnierbranche unglücklicherweise zu eher günstigen und künstlich hergestellten Imitaten von Holzoberflächen. Moderne Laminatoberflächen, wie HPL oder CPL werden in den heutigen Zeiten in den genannten Bereichen dem Furnier oft vorgezogen.

Dabei liegt der Grund dafür, dass Holzfurnier immer seltener verwendet wird, nicht nur am Preis. Die Dekopapiere, die harzgetränkt sind und aus denen Laminat-Beschichtungen gefertigt werden, sind nicht nur in ihrem Preis günstiger, sondern auch wesentlich widerstandsfähiger und robuster als Furnier aus Echtholz. Im Bereich des Dekordrucks konnten durch technische Innovationen so große Fortschritte gemacht werden, dass Imitate in der Regel kaum noch von originalem Holz unterschieden werden können. Das ist besonders dann der Fall, wenn die Oberflächen über einen haptisch fühlbaren „Authentic Touch“ verfügen.

Durch die gesamte Entwicklung des Marktes ist das Holzfurnier heute wieder besonders in Nischenmärkten als Luxus- und High-End Produkt gefragt. Besonders bei Objekten aus den oberen Preisklassen wird das Material nun wieder im Innenausbau genutzt – da, wo Geld keine Rolle spielt. Dies ist beispielsweise bei repräsentativen Büroräumen von Geschäften und Unternehmen der Fall, aber auch in Banken oder gehobenen Hotels. Die zentrale Marketingorganisation der deutschen Furnierwirtschaft, die Initiative für Furnier und Natur, IFN, gibt an, dass auch in Verkehrsmitteln der Oberklasse, wie attraktiven Automobilen, Booten oder Flugzeugen das Furnier für die Inneneinrichtung sehr beliebt ist.

Die aktuelle Marktsituation des Holzfurniers

Die IFN hat Zahlen veröffentlicht, die zeigen, dass sich der Markt des Furniers in den vergangenen 20 Jahren stark zurückentwickelt hat. In Deutschland ist die Nutzung von Furnier von einem Marktvolumen von circa 300 Millionen Euro 1995 zu einem Volumen von 48 Millionen im Jahr 2014 zurückgegangen.

Im Jahr 20165 führte der Gesamtverband des deutschen Holzhandels in der Furnierbranche in Deutschland eine große Umfrage durch. In dieser wurde belegt, dass der Furniermarkt in der heutigen Zeit besonders bestimmte Nischen bedient. Der größte Teil der Nachfrage nach Furnier in der Industrie entfällt auf den Automobil-, Flugzeug-, und Yachtbau mit fast 30 Prozent. Danach folgt der Innenaus- und Möbelbau mit knapp 20 Prozent, die Herstellung von Türen mit 15 Prozent und die Leisten- und Kantenherstellung mit 12 Prozent. Fußböden, Holzpaneele und Platten folgen auf den hinteren Plätzen.

Heutzutage gibt es auch die Möglichkeit, bestehende Möbelstücke oder Holzwerkstoffe durch die Nutzung eines Furnierset selbst zu veredeln. Auch, wenn es eine Vielzahl an kostengünstigeren Möglichkeiten gibt, um die typische Furnieroptik zu kopieren, so sind Möbel und Gegenstände mit echtem Holzfurnier doch auch heute noch etwas ganz besonderes.

Über Kai 45 Artikel
Der "Heimwerker" Kai W. ist auf diesem Projekt der verantwortlicher Redakteur. Mit vielen Jahren Erfahrung in mehreren handwerklichen Bereichen (Feinmechanik, Metallverarbeitung/Fensterbau, Möbel- und Küchenmontage, sowie hausmeisterliche Tätigkeiten) kennt er sich bestens mit verschiedenen Gerätschaften und Arbeitstechniken aus. Bereits seit 2015 betreibt er diverse Projekte zu den Themen Schädlinge, Wohnen & Bauen, Immobilien, Heimwerken und Garten